Museumssammlungen

Sammlungsgeschichte

Den Grundstock der Sammlung des Museums Haldensleben bildet die Zusammen-führung der Sammlung des Aller-Vereins und der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung des Gymnasiums der Stadt. Das Museum bezog 1910 zunächst 2 Räume des Schulgebäudes am Breiten Gang, wo es sich bis heute befindet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Sammlung vollständig magaziniert und erlitt schwere Verluste. Mit der zunehmenden Bedeutung des Museums nach dem Krieg übernahm der Rat des Kreises 1953 das einst städtisch verwaltete Museum in seine Rechtsträgerschaft. Der Teilnachlass der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, der zum nationalen Kulturerbe zählt, ergänzt seit 1963 und 1974 die museale Sammlung. Die Sammlung wächst bis zum heutigen Tage durch zahlreiche private Schenkungen sowie gezielte Ankäufe.

Sammlungsschwerpunkte

Archäologische Sammlungen

  • umfangreiche Sammlung von Einzelfunden und kleineren Fundkomplexen aus dem Altkreis Haldensleben (Fundumstände meist mangelhaft dokumentiert)
  • größere Inventare einiger Urnengräberfelder wie Beendorf-Sandweg (Bronzezeit) und Bülstringen-Windmühlenberg (Eisenzeit)
  • eigene Grabungen des Museums von 1980–1990: Siedlung Tannenberg und Bestattungsplatz Galgenberg bei Hundisburg (Jungsteinzeit bis Mittelalter) sowie Brunnen Wüstung Dithmarshausen

Naturkundliche Sammlungen
Paläontologie

  • mangelhaft dokumentierte Altfunde wie Karbonfossilien vom Flechtinger Höhenzug (Grauwacke) und Geschiebefossilien
  • Reste eiszeitlicher Großsäuger aus der Parkkiesgrube Hundisburg und vom Hamsterberg Althaldensleben

Botanik

  • Herbarien privater Sammler, 19./20. Jahrhundert

Geologie/ Mineralogie

  • Historische Lehrsammlung von Mineralien überregionaler Herkunft
  • Mineralien vom Flechtinger Höhenzug (Rotliegendes)

Wohnen

Möbel

  • Kleinmöbel aus dem Besitz der Brüder Grimm, z. B. die Eckvitrine von Hermann Grimm und die Standuhr von Jacob Grimm
  • komplett eingerichtetes Biedermeierzimmer
  • Bauernstube mit Möbeln des 19. Jahrhunderts
  • diverse Einzelmöbel, 17.–20. Jahrhundert

Haus- und Hofwirtschaft

  • diverse Einzelstücke 18.–20. Jahrhundert

Textilien

  • Frauentrachten der Magdeburger Börde, Schnabelhauben, usw.
  • einzelne Kleidungsstücke 19.–20. Jahrhundert sowie dazugehörige Accessoires, Brillen, Schuhe und Lederwaren
  • wenige Heimtextilien wie Stickmustertücher o. ä.

Jagd

  • Jagdgewehre, Hirschfänger, Jagdtaschen als Einzelstücke

Handwerk/ Industrie
Handwerk

  • Werkzeuge verschiedener Handwerke wie Tischler, Schuster, Leineweber
  • komplette Werkstatt eines Steindruckers (Lithographie)

Industrie

  • Zier- und Gebrauchskeramik der Haldensleber Keramikindustrie wie der Porzellanmanufaktur von J. G. Nathusius ab 1824 und der Siderolith- und Steingutfabrik von Uffrecht ab 1855 (siehe auch Nachlässe) sowie des VEB Keramische Werke
  • kleiner Sammelbestand an Zinn-, Kupfer-, Glas-, Porzellan- und Keramikgefäßen
  • Uhren- und Lampensammlung, überwiegend Einzelstücke bis Anfang 19. Jh

Gemeinwesen
Waffen und Militaria

  • kleiner Sammlungsbestand an Hieb- und Stichwaffen sowie Feuerwaffen 18.–20. Jahrhundert
  • einzelne Uniformteile unterschiedlicher Herkunft, u. a. Trommel von 1813

Schule

  • komplette Ausstattung eines Klassenzimmers mit Mobiliar Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert im Schulmuseum Hundisburg
  • schulgeschichtliche Sammlung als separater Bestand des Schulmuseums Hundisbur

Verwaltung

  • Stempel und Siegel als Teil der stadtgeschichtlichen Sammlung

Numismatik

  • historisch gewachsene Sammlung (unsystematisch)
  • Teil der archäologischen Sammlung: römische Münzen sowie Münzschatz von Zernitz (12. Jahrhundert) und Wedringen (13./14. Jahrhundert)
  • Notgeldsammlung mit regionalem Bezug

Brauch und Fest

  • Einzelstücke in der volkskundlichen Sammlung, z. B. Stammalben oder Taufkleid

Freizeit
Spiel

  • geringer Bestand an Spielzeug und Spielen

Musik

  • kleiner Bestand an Rundfunkempfängern und Tonwiedergabegeräten (Grammophon, Plattenspieler, Tonband)

Mobilität

  • wenige Fortbewegungsmittel (Schlitten, Fahrrad, Lilliput-Dreirad)

Religion und Kirche

  • 115 Bibeln, Gesang- und Gebetbücher

Vereine/Verbände

  • diverse Fahnen unterschiedlicher Vereine des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Sammlung zur ehemaligen Arbeiterbewegung des Altkreises Haldensleben
    - RFB-Uniform (Roter Frontkämpferbund)
    - Fahne u. Wimpel des ATSB (Arbeiter-Turn- und Sportbund) 1906
    - Dokumentensammlung u. a.

Bildwerke
Malerei/ Gemälde

  • Sammlung Loock, darunter „Friedrich Loock“ (unvollendetes Porträt) von E. Erhard; „Ratsherr aus Bremen“ (Porträt) von L. Ring; „Stilleben mit Hering“ von G. Kniller oder die „Lucretia“ aus der Werkstatt L. Cranachs, vgl. Spezialsammlungen
  • darüber hinaus verschiedene Gemälde ohne überregionale Bedeutung, überwiegend Porträtmalerei, darunter „Johann Gottlob Nathusius“ von F. Hesse und ein „Offiziersbildnis“ von L. E. Grimm
  • Sammlung regionaler Heimatmaler wie Th. H. Uffrecht, O. Henning, R. Hübener, G. Dittmar oder A. F. Paffart, vorwiegend regionale Motive

Grafik/ Zeichnungen

  • im Teilnachlass der Brüder Grimm Zeichnungen und Skizzen von Herman Grimm
  • kleine Sammlung kolorierter Skizzen und Zeichnungen oder monochromer Darstellungen meist regionaler Künstler, so Aquarelle des Porzellanmalers W. Grünewald (Neuhaldensleber Stadtansichten) oder Federzeichnungen von G. Rath (Gebäudeansichten) u. a., 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Druckgrafik

  • Sammlung Loock mit 122 Stichen, Motive vorwiegend nach originalen Gemälden
  • diverse historische Einzelstücke 17.–19. Jahrhundert sowie Sammlung regionaler Künstler bis in die Gegenwart, unterschiedliche Techniken wie Kupfer- und Stahlstiche, Linolschnitte oder Lithographien, auch Heliogravuren z. B. von Hanfstaengel, Berlin
  • verschiedene Druckerzeugnisse der ersten norddeutschen Lithographiewerkstatt von C. A. Eyraud ab 1817, dazu zählt auch die Wochenblattsammlung (siehe auch Bibliothek)
  • Sammelmappen regionaler Grafiker
  • neben meist regionalen Motiven auch Märchendarstellungen von Werner Schinko

Plakate

  • Politische Plakate und Flugblätter mit örtlichem Bezug
  • diverse Einzelstücke, 20. Jahrhundert

Postkarten

  • umfangreiche Sammlung Haldensleber Stadtansichten sowie verschiedene Ortsansichten des Altkreises Haldensleben
  • einige Feldpostkarten

Kartografische Werke und Pläne

  • vorwiegend Flurkarten der Umgebung, u.a. Generalgrundriss von Neuhaldensleben, 1721
  • diverse historische Atlanten und Landkarten
  • vereinzelt geologische Karten, Messtischblätter oder Wüstungskarten

Plastik

  • Reitender Roland von 1528 mit originalem Sockelstein, originaler Rolandfuß (siehe auch Architektur)
  • aus dem Teilnachlass der Brüder Grimm:
    - Marmorbüste und -medaillon Gisela von Arnim von Carl Hassenpflug
    - Gipsabgüsse verschiedener Persönlichkeiten der Zeit wie Jacob (Original von E. Hundrieser) und Wilhelm Grimm, Clemens Brentano oder J. Wolfgang Goethe (Original von C. D. Rauch)
  • Kleinplastik und Reliefbildnisse (Einzelstücke), 19./20. Jahrhundert

Bau- und Konstruktionsteile/ Fachwerk

  • Renaissancefachwerk historischer Gebäude Haldenslebens als Teil der Ausstellungsarchitektur

Bauplastik und Schmuckelemente

  • wenige regionale Grabplatten und Wappensteine, Portalsegment

Außenanlagen

  • Reitender Roland von 1528 mit originalem Sockelstein, originaler Rolandfuß

Spezialsammlungen/ Nachlässe
Teilnachlass der Brüder Wilhelm und Jacob Grimm
sowie der Kinder Wilhelm Grimms (Hermann, Rudolf und Auguste Grimm). 1963 und 1974 von Frau Albertine Plock (Enkelin von Wilhelm Grimm) dem Museum Haldensleben gespendet:

  • einige Kleinmöbel und Einrichtungsgegenstände (z. B. eine Standuhr und ein Fensterbild)
  • Bekleidung (ein bestickter Galafrack und 5 Westen)
  • mehrere Büsten (siehe unter Bildwerke/ Plastik)
  • Dokumentensammlung (handschriftl. Notizen, Ehrendoktor-Diplom, Briefe u. a.)
  • Zeichnungen, Fotographien
  • 1273 Buchtitel der Bibliothek Wilhelm, Jacob und Hermann Grimms

Sammlung Loock

  • Umfasst heute 66 Gemälde verschiedener Genres, 122 Stiche und 15 Photoreihen.
    Auf Bildungsreisen nach Italien zusammengetragen von Friedrich Loock (1795–1872 in Neuhaldensleben, kurze Zeit als Bauinspektor in Erfurt tätig), 1877 von seiner Schwester testamentarisch der Stadt Neuhaldensleben vermacht, 1939 zum Teil dem Museum übergeben und 1953 mit dem Museum in Kreisträgerschaft übergegangen. Seit 2001 sind 41 Ölgemälde im Schloss Hundisburg in einer Dauerpräsentation und die bereits oben erwähnte „Lucretia“ in dem neuen Ausstellungsbereich „Der Roland und seine Zeit“ im Museum Haldensleben zu besichtigen (vgl. Bildwerke).

Familiennachlass Uffrecht

  • Organisch gewachsener Bestand, umfasst 359 lfd. Nummern, darunter keramische Erzeugnisse, schriftliche Quellen sowie mehr als 100 Bildwerke des Heimatmalers Th. H. Uffrecht mit vorwiegendem Bezug zur regionalen Geschichte sowie Wiedergabe heimatlicher Motive. Hervorzuheben sind 45 keramische Produkte aus der direkten Produktion von J. Uffrecht & Co. sowie Muster, z. B. Jugendstil, und Dekorentwürfe für die Keramikproduktion von K. und Th. H. Uffrecht.
    Der Nachlass spiegelt Familien- und Firmengeschichte, Entwicklung neuer keramischer Produkte, öffentliche Tätigkeit einzelner Familienmitglieder im Stadtverordnetenrat oder Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich anhand eines regionalen Beispieles wider. Sammlungsbestand noch nicht geschlossen, eine Dauerausstellung zur Fabrikanten- und Künstlerfamilie Uffrecht zur Darstellung der Stadtgeschichte vom 1833 bis 1953 ist in Planung.

Wissenschaftliches Arbeiten

Bibliothek

Wie bei den schon aufgeführten Sammlungen bildet die Bibliothek des Aller-Vereins die Grundlage der heutigen Bibliothek. Es folgten gezielte Ankäufe, Schenkungen und Übernahmen aus der Bodenreform. Im Bestand der historischen Bibliotheken Deutschlands verzeichnet.

  • 19.200 Bände vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, darunter bibliophile Werke und Inkunabeln, die schon oben aufgeführten Bibeln, Gesang- und Gebetbücher sowie Zeitschriften, Jahrbücher, Kalender
  • Wochenblattsammlung. Das Wochenblatt erschien seit 1819 und ist die erste Zeitung Deutschlands, die zu dieser Zeit nicht im Buchdruckverfahren sondern durch Steindruck hergestellt wurde.
  • Nahezu alle historischen und naturwissenschaftlichen Sachgebiete, Schwerpunkt: Stadt-, Kreis- und Regionalgeschichte
  • Zuwachs von 1273 Buchtiteln seit 1963 aus dem Teilnachlass der Brüder Grimm, darunter nur ein geringer Teil der brüderlichen Arbeitsbibliothek, vorwiegend Bibliothek des Sohnes Hermann Grimm mit einer starken Ausrichtung auf Kunstgeschichte

Fotothek
Zu Beständen, Boden-, Bau- und Naturdenkmalen, Stadt- und Ortsansichten im Altkreisgebiet, Museumsgeschichte, Zeitgeschehen

  • diverse historische Photographien und Photoplatten
    • z. B. 15 Fotoreihen aus der Sammlung Loock (Reproduktionen verschiedener originaler Ölgemälde, siehe auch Nachlässe)
    • sowie Photoarchiv Fritz Beese: Dokumentation des Kreisparteitages der NSDAP in Neuhaldensleben 1934 und des Stadtlebens um 1935

Archiv
Historisches Archiv, 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Schwerpunkte: Stadt- und Kreisgeschichte, Persönlichkeiten, Handwerk und Gewerbe

Publikationen zum Sammlungsbestand

Download der Publikationen zum Sammlungsbestand

Sammlungsverluste

  • wie oben bereits erwähnt etwa 40 % Sammlungsverluste durch unsachgemäße Magazinierung während des Zweiten Weltkrieges sowie Kriegs- und Nachkriegsschäden
  • Sammlungsprofilierung durch Übergabe von Sammlungsbeständen an fachspezifische Museen
    - große Teile der Waffensammlung an das Armeemuseum Dresden
    - Vogelsammlung an das Heineanum Halberstadt
    - Waldökologie an das Haus des Waldes Hundisburg
  • Rückführung von Kulturgut an Alteigentümer vor 1945, so z. B. Schützenbecher und -ketten an den wiedergegründeten Schützenverein Haldensleben

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